Von wegen Kaffeeklatsch – Fachlicher Input beim ABW-Café beflügelt das CJD Erfurt
Am vergangenen Samstag lud der Beirat vom Ambulant Betreuten Wohnen zum ersten ABW-Café in diesem Jahr in die Erfurter Werkstätten ein. Das ABW-Café ist eine gelungene Mischung zwischen Fachvorträgen, Informationsaustausch und inspirierenden Gesprächen zwischen Bewohnern aus dem CJD Erfurt.
Sabine Juppe, Jens Aßmus, Jens Rohbock, Christian Steinmann und Uwe Hegel bilden den ABW-Beirat, der sich vor einem Jahr gegründet hat. Seitdem kümmert sich das Team ganz aktiv unter anderem um Beschwerden und Anregungen der ABW-Bewohner und um die Organisation von Festen und Veranstaltungen, erklärt Jens Rohbock. Die fünf Mitglieder lassen auch bei Veränderungen im Ambulant Betreuten Wohnen ihre Ideen mit einfließen und sind nie um einen Lösungsansatz verlegen. Im Bereich politische Bildung, in der Freizeitgestaltung sowie bei aktuellen Themen für Menschen mit Behinderungserfahrungen ist der ABW-Beirat ebenfalls sehr engagiert. So ist es nicht verwunderlich, wie treffend die Auswahl der Referenten für die diesjährige Veranstaltung war. Peter Marx, Referent für „eine menschenrechtsbasierte Behindertenpolitik“, gab eine umfassende und praxisnahe Einführung zum Thema Bundesteilhabegesetz (BTHG). Neben der Vorstellung der einzelner Reformstufen wurden auch Fragen geklärt wie: „Was ist eine Gesamtplankonferenz?“ und „Wo liegen die Tücken bei der Erstellung eines Gesamtplans?“. Der Referent ist Teil des Modellprojekts „CASCO – Vom Case zum Coach“. Das Projekt schreibt sich fachlichen Austausch auf Augenhöhe ganz groß auf die Fahne, denn es ist wichtig, dass Menschen mit Behinderungserfahrungen als Experten in eigener Sache an derartigen Veranstaltungen als fachkompetente Redner aktiv beteiligt sind.
Im Anschluss stellten Hagen Mittelstädt und Stefanie Streit von der LIGA der Freien Wohlfahrtspflege in Thüringen e.V. das Projekt „Wie macht man Teilhabe?- Inklusion durch Umbau der Angebote gemeinsam verwirklichen“ vor. Das von der Aktion Mensch geförderte Projekt begleitet drei stationäre Einrichtungen für Menschen mit Behinderungserfahrungen in einem Umstrukturierungsprozess über einen Zeitraum von drei Jahren. Das CJD Erfurt ist neben dem Bodelschwingh-Hof Mechterstädt und dem Lebenshilfe-Werk Weimar/Apolda e.V. einer der drei Projektpartner. Alle drei Einrichtungen haben sich entschieden, einen Teil ihrer stationären Bereiche (wie z.B. Wohnheime) aufzulösen und dafür neue, ambulante Angebote zu schaffen, die den Einzelnen stärker in den Fokus rücken und als Personenzentrierte Komplexleistung ein gänzlich neues Angebot für Menschen mit Behinderungserfahrung darstellen. Dank des LIGA-Projektes werden seit Juli 2017 vielfältige Methoden erprobt, die zu mehr Wahlmöglichkeiten, mehr Teilhabe und zur Stärkung der Selbstbestimmung von Menschen, die zum Beispiel im CJD Erfurt leben, führen.
Der Vortrag in Leichter Sprache kam bei den Bewohnern gut an. Anhand von Zeichnungen und ganz klar formulierten Fragen konnten sich die Zuhörer leicht mit dem Thema Teilhabe und Mitbestimmung identifizieren. Am Ende stellten Hagen Mittelstädt und Stefanie Streit von der LIGA noch die drei wichtigsten Punkte vor, die im Laufe des Projekts deutlich von den Beteiligten herausgearbeitet wurden. Mitbestimmung, Leichte Sprache und Geld für Assistenzleistungen und Übersetzungen sind wichtig. Der Ausblick auf den Infotag zur politischen Teilhabe am 22.06.2019 macht Lust auf mehr – mehr Vernetzung, mehr Informationen, mehr Beteiligung und mehr solcher unglaublich wichtigen Modellprojekte, wie das der LIGA.
Unser Dank für diesen inspirierenden Input auf Augenhöhe geht an dieser Stelle an den ABW-Beirat, das ABW-Team sowie an die Referenten Peter Marx, Hagen Mittelstädt und Stefanie Streit.