Die Macht der Glückshormone – Ein Ehrenamtler auf vier Pfoten

25.05.2021 CJD Erfurt « zur Übersicht

Kennt ihr das Hormon Oxytocin? Man nennt es auch das „Kuschelhormon“, denn Kuscheln setzt eine biochemische Reaktion in Gang, die sich sehen lassen kann. Beim Kuscheln wird das Hormon Oxytocin ausgeschüttet, die Durchblutung wird gefördert, Stresshormone wie Cortisol werden reduziert, der Blutdruck sinkt und das Immunsystem wird aktiviert. All das bewirkt Shih-Tzu Rocky mit seiner ruhigen Art bei den Ältesten im CJD. Die Liste der positiven Effekte der Mensch-Tier-Interaktion ist endlos und für uns Grund genug, um ein Interview der anderen Art zu führen…

Rocky, was muss ich mir unter dem Job „Gute-Laune-Macher“ vorstellen?

Das ist doch klar, ich bin hier für die gute Laune zuständig. Ich habe den gewissen WAU-Effekt und zaubere damit den Seniorinnen und Senioren immer wieder ein Lächeln ins Gesicht.

Wenn es jemandem schlecht geht, spüre ich das natürlich als Erster und kläre das ab. Oft hilft eine ordentliche Portion Liebe. Ich lass mich durchknuddeln und streicheln, bis mir die Haare zu Berge stehen. Meistens geht es meinem Gegenüber dann schlagartig wieder gut. Ansonsten setze ich noch einen drauf. Ganz nach dem Motto: Hundeküsse am Morgen, vertreiben Kummer und Sorgen.

Welche Eigenschaften bringst du mit für deine Tätigkeit?

Ich bin gechillt und mich bringt nichts aus der Ruhe. Zähne fletschen oder Knurren sind nicht drin, auch wenn es mal beim Streicheln etwas härter zugeht.

Manchmal fallen Dinge runter, auch hier bin ich einfach nur cool drauf und lasse alle Viere gerade sein.

Selbst wenn ich mal die Schnauze voll habe, weil es regnet oder die falschen Leckerlis im Napf liegen, Job ist Job und da darf man sich nicht hängen lassen. Es ist eben wichtig, Hund um die Uhr tierisch gut drauf zu sein. Und das ist eine meiner leichtesten Übungen.

Wie sieht so ein typischer Arbeitstag von dir aus?

Nach einer stürmischen Begrüßung aller Seniorinnen und Senioren heißt es für mich erstmal Pause, denn niemand mag Hundehaare zum Frühstück.

Danach wird es aufregend. Entweder führe ich alle Gassi und zeige Ihnen meine Lieblingsbäume oder wir spielen gemeinsam Ball. Besonders gern schaue ich auch bei den kreativen Angeboten zu. Aber Stricken habe ich echt noch nicht kapiert.

Zur Mittagszeit verziehe ich mich wieder in mein Körbchen. Wenn sich dann alle ausruhen, geht es mit den Kuschel-Dates los. Herrlich!

Danach ist nicht mehr so viel los für mich, denn das Kaffeetrinken steht hoch im Kurs bei meinen älteren Freund*innen. Ich verkrümle mich dann ans Fenster und beobachte die Vögel draußen.

Am Nachmittag bin ich selbstverständlich noch der Begleitschutz auf dem Weg zum Fahrdienst, denn einer muss ja nach dem Rechten sehen.

Das war‘s dann auch schon und ich mach mich auf den Nachhauseweg.

Was würdest du ändern, wenn du auf dem Chefsessel sitzen würdest?


1.    Mehr Pfoten-Power im CJD, denn wir können viel Gutes bewirken.
2.    Ein Upgrade für die Kuscheleinheiten pro Woche für mich und meine Seniorinnen und Senioren.
3.    Gratis Leckerlis auch ohne Kunststücke.

Im CJD gibt es einige tierische Kolleg*innen. Konntet ihr euch schon beschnuppern und austauschen?


Ja, im Ackerhof habe ich schon einige beschnuppern können. Eine Kollegin aus dem Team des Ambulant Betreuten Wohnens hat zwei verdammt schlaue Assistenzhunde. Die würde ich gern mal auf einen Spaziergang einladen und mehr über deren Job erfahren.

Was macht deinen Beruf zum tierischen Traumjob?


Ich bin einfach nur glücklich, dass ich die Seniorinnen und Senioren animieren kann, sich zu bewegen, um mit mir zu spielen. Manche sind ja schon etwas eingerostet und da schadet Bewegung nicht. Außerdem kann ich durch meine Kuscheleinheiten Menschen Wärme und Zuneigung schenken. Denn auch das kommt im Alter leider viel zu kurz. Berührungen sind aber unglaublich wichtig, denn sie aktivieren die Ausschüttung des Glückshormons Oxytocin. Und was könnte ein schönerer Job sein, als Menschen zu helfen, Glück zu produzieren?