Check-up für ein barrierefreies Erfurt

16.07.2015 CJD Erfurt « zur Übersicht


Seit Februar 2015 trifft sich monatlich eine Gruppe politisch Interessierter
in der Großen Ackerhofsgasse 15. Neben einem leicht verständlichen
Nachrichtenrückblick der letzten Wochen finden Diskussionsrunden über
verschiedene Themen statt. Diesmal war das Treffen der Gruppe etwas
anders als sonst.
Steven Preuß, ein Bewohner des Ambulant Betreuten Wohnens, wollte den
anderen Teilnehmern einmal hautnah zeigen, was es bedeutet, sich im
Rollstuhl fortzubewegen. So entstand das Rollstuhlexperiment.
Insgesamt konnten neun Fußgänger, die im CJD Erfurt arbeiten oder leben
für ein paar Stunden nachspüren, wie es ist, im Rollstuhl die Stadt
zu erkunden.

Den zwei Organisatoren des Experiments war es wichtig, dass sich alle
Beteiligten für die Lebenswelten und Wirklichkeiten ihrer Mitmenschen,
die ihre Wege im Rollstuhl zurücklegen, öffnen.

Steven Preuß begleitete die Gruppe als Experte in eigener Sache und führte
sie an die Stellen, die ihn manchmal verzweifeln lassen.
Erhöhte Bordsteinkanten, löchrige Wege, zu hohe Kanten beim Einsteigen
in die Straßenbahn bis hin zu viel zu kleinen Türen wurden genau unter
die Lupe genommen.

Alle Teilnehmer konnten eindrucksvolle Erfahrungen sammeln,
was es bedeutet von längst sanierungsbedürftigen Wegen und hohen
Bordsteinen  behindert zu werden. Als unüberwindbare Hindernisse für
Rollstuhlfahrer, Kinderwagen und Menschen mit Mobilitätseinschränkung
wurden die Straßenbahnhaltestellen Bergstraße, und Baumerstraße in der
Nordhäuser Straße empfunden.

Bei all den Hindernissen bemerkten jedoch alle Teilnehmer, dass die Stadt
Erfurt sich in den letzten Jahren sehr für die Barrierefreiheit stark macht.
So wurde in den vergangenen Jahren an vielen Haltestellen in der ganzen
Stadt die Einstiegsbehinderung bereits verbessert, auch Blindenleitsysteme
wurden neu gebaut und Ampeln mit taktil-akustischen Signalen errichtet.

Unabhängig von den Fortschritten wünschen sich die Teilnehmer des
Rollstuhlexperiments, dass auch zukünftig die kleinen und großen Hürden
in der Stadt Erfurt weiter beseitigt werden.

Denn kein Mensch sollte im Regen oder bei 36 Grad eine Haltestelle
unnötig zu weit fahren müssen, nur um ohne fremde Hilfe aussteigen
zu können.

Zu einer barrierefreien Stadt zählen aus unserer Sicht nicht nur bauliche
Veränderungen, sondern zum Beispiel auch die Nutzung von
Leichter Sprache. Dass die Stadt Erfurt auch im Bereich Kommunikation
mehr auf die Bedürfnisse von Menschen mit Lernschwierigkeiten eingeht,
zeigt die Übersetzung des Aktionsplans der Landeshauptstadt durch
unser Büro für Leichte Sprache.

Wie die Stadt Erfurt sich in den kommenden Jahren weiter für
Barrierefreiheit stark machen möchte, können Sie unter diesem
Link nachlesen.
Aktionsplan der Landeshauptstadt Erfurt in Leichter Sprache