Auf den Keil gekommen – Neues Therapiekonzept bei den „kleinen Europäern“

13.04.2022 CJD Erfurt « zur Übersicht

Die Teilhabe aller Menschen an Bildung ist ein erklärtes Ziel im CJD. So greift die heilpädagogische Frühförderung auch schon in unserem Kindergarten „Die kleinen Europäer“. Hier arbeiten derzeit neben vielen Pädagog*innen acht Heilpädagog*innen. Drei weitere sind in der Ausbildung. Sie bilden gemeinsam mit den Eltern (als Expert*innen für ihr Kind), Fachtherapeut*innen und Ärzt*innen die Grundlage für die heilpädagogische Anamnese und Diagnose. Für jedes Kind mit heilpädagogischem Bedarf wird im CJD Erfurt auf Grundlage von ärztlicher und heilpädagogischer Diagnostik ein individueller Förder-und Entwicklungsplan erstellt.

Bei den „kleinen Europäern“ gewährleistet das Team der Heilpädagog*innen die Förderung der sensorischen, motorischen, sprachlichen, sozial-emotionalen und kommunikativen Kompetenzen“, erklärt Martina Drexler, Heilpädagogin in Ausbildung.

Warum eine Weiterbildung zum Pörnbacher Therapiekonzept?

Das Kindergarten-Team ist immer auf der Suche nach wertvollen Weiterbildungen, die den Kindergartenalltag bereichern. Die Wahl fiel diesmal auf das Pörnbacher Therapiekonzept. Einige Kinder bringen den Pörnbacher Keil als Hilfsmittel mit in den Kindergarten. Dabei handelt es sich um einen Lagerungskeil. Auch die Physiotherapeut*innen nutzen ihn in ihren Therapien im Kindergarten. Der Lagerungskeil ist somit ein Hilfsmittel, das im Alltag fest mit eingebunden werden sollte. Nur so gelingt die tägliche Aktivierung, um das Erlernte zu automatisieren und die Symmetrie zu erlangen.

10 Mitarbeiter*innen haben Ende März an einer spannenden Weiterbildung teilgenommen. Durch den Nachmittag führte der erfahrene Physiotherapeut und Sonderpädagoge Andreas Wanierke, der das Konzept der Körper- und Bewegungsorientierten Klasse (KBK.Konzept) in Sömmerda etablierte.

Was zeichnet dieses Konzept aus?

Die Grundlage des Pörnbacher Therapiekonzeptes ist die neuro-physiologische Entwicklung des Menschen. Es ist ein interdisziplinäres Befundungs- und Behandlungskonzept. Das Augenmerk gilt einer unvollständigen Aufrichtung und Symmetrieentwicklung. Im Konzept wird an diesen ersten Funktionen der Aufrichtung gegen die Schwerkraft gearbeitet. Um zu erkennen, wo die Entwicklung unvollständig durchlaufen wurde, ist es wichtig, die „normale Entwicklung“ zu kennen. Eine genaue Beobachtung und Analyse hat absolute Priorität. Die Gestaltung der Therapie findet in unterschiedlichen Phasen statt. Die Basis ist jedoch immer das Wichtigste

Jeder Mensch hat das Bestreben, in die Aufrichtung zu kommen. Mit diesen Lagerungsmöglichkeiten wird hier die Basis geschaffen, um in die physiologische Aufrichtung zu gelangen. Ist dies geschafft und das Kind kann diese Ausgangshaltung halten, so ist es in der Lage aus dieser neu erlernten Haltung zu agieren und seine Umwelt zu explorieren. Vor der Aufrichtung zählen jedoch noch viel kleinere Haltungspositionen zum Aufbau einer sicheren Basis. So zum Beispiel der Puppillenkontakt.

Die Hauptziele des Konzeptes und auch eines jeden Menschen (unbewusst) sind: Symmetrie, Ruhe, Streckentwicklung und tiefe Atmung.

Wo findet das Pörnbacher Therapiekonzept Anwendung?

  • Infantiler Zerebralparese
  • Spezifische genetische Syndrome 
  • Entwicklungsverzögerungen
  • Ess-, Trink- und Schluckstörungen
  • Atemfunktions- und Sprechentwicklungsstörungen
  • Außerdem auch zur Prävention von:
    • Skelettären Veränderungen, wie Skoliosen, Hüftgelenksluxationen, Fehlentwicklung des Kiefergelenkes und Fußdeformitäten
    • Mobilitätsverstärkung im Kinder und Erwachsenenbereich

Was verändert sich durch die Weiterbildung im CJD Kindergarten?

Durch die Weiterbildung ist nun der Umgang mit dem Pörnbacher Lagerungskeil für den Kindergartenalltag gesetzt. „Es wird ein fester Bestandteil in der Anamnese und Diagnostik werden. Außerdem werden Eltern zukünftig darin bestärkt, dieses Hilfsmittel für ihre Kinder zu erwerben. Mit einer Anleitung durch unser Team lernen sie spielerisch und ohne therapeutisches Wissen mit ihren Kindern zu agieren“, freut sich CJD-Mitarbeiterin Martina Drexler stellvertretend für alle Heilpädagog*innen des Teams.

Eine Weiterbildung mit absolutem Gewinn für das Team im CJD-Kindergarten „Die kleinen Europäer“ und die Kinder, die perspektivisch davon profitieren werden.