Zwischen Büffeln und Anpacken – Duales Studium mit dem CJD Erfurt

30.06.2023 CJD Erfurt « zur Übersicht

Anders als der Prototyp Student sammelt Pauline Schettlock Erfahrungen vor allem abseits des Campus. Seit Oktober 2022 studiert die 23-Jährige an der iba in Erfurt den dualen Studiengang Sozialpädagogik und Management. Eine spannende Studienkombination. Denn pädagogische Fachkräfte, die sich in betriebswirtschaftliche Zusammenhänge sozialer Einrichtungen hineindenken können, werden zunehmend gesucht. Mit solch einem breiten Kompetenz- und Wissensspektrum unterstützt Pauline den Arbeitsalltag im „Haus Lebensbaum“, einem Wohnangebot des CJD Erfurt für Erwachsene. 

Jede Woche von Mittwoch bis Freitag packt Pauline an, wo immer sie gebraucht wird. An den anderen Tagen hat sie Uni und eignet sich theoretisches Wissen an. Warum die sympathische Erfurterin ein duales Studium besonders vorteilhaft findet, wie sie das CJD als Praxispartner erlebt und auf welche Herausforderungen sie trifft, hat sie uns in einem Interview erzählt.

Pauline, was ist aus deiner Sicht das Besondere an deinem Studiengang?

Bevor ich mein duales Studium begonnen habe, habe ich an der Uni Erfurt bereits vier Semester Förderpädagogik und Management studiert. Das waren allerdings zwei eigenständige Studiengänge. An der iba ist es Sozialmanagement, das heißt, es ist stärker mit der Sozialpädagogik verknüpft. Außerdem schätze ich die Verbindung von Theorie und Praxis.

Wie verlief die Suche nach einem Praxispartner?

Ich habe mich viel initiativ beworben, aber die iba unterstützt die Studierenden auch bei der Suche nach einem Praxispartner und hilft bei der Vermittlung. Sie hat mir unter anderem auch das CJD empfohlen und den Kontakt zu Danny Zahn, dem Leiter von „Haus Lebensbaum“, hergestellt. Dann nahm alles ganz unkompliziert seinen Lauf.

Warum hast du dich letztlich für das CJD entschieden?

Schon meine Mutter hat im „Haus Lebensbaum“ gearbeitet. Sie hat immer von ihrer Arbeit geschwärmt. Überzeugt hat mich letztendlich das Bewerbungsgespräch mit Danny Zahn und das spannende Probearbeiten. Auch die Bezahlung ist wirklich gut. Die meisten meiner Kommilitonen, die einen anderen Praxispartner haben, werden nicht so gut bezahlt wie ich. 

Welche Vorteile hat ein duales Studium im Vergleich zum herkömmlichen Studium?

Gerade im sozialen Bereich, wo man mit Menschen zusammenarbeitet, finde ich die praktische Erfahrung enorm wichtig. Auch für die Bewohner ist es sinnvoll, dass ich regelmäßig hier bin. Damit haben sie die Chance, mich besser kennenzulernen.

An der iba ist es außerdem so, dass die Jahrgänge relativ klein sind, fast wie eine Schulklasse. Besonders im Vergleich zu meiner Zeit an der Uni finde ich das sehr angenehm, weil man besser Anschluss findet, alles persönlicher ist und man direkte Ansprechpartner hat. Für mich gab es an der Uni zu viel Theorie und wenig Praxisorientierung. Da habe ich einfach nicht so viel mitgenommen. Jetzt kann ich mein Wissen direkt an den Praxistagen anwenden. 

Wie unterstützt dich das CJD in deinem Studium?

Im dualen Studium kann das Zeitmanagement manchmal eine Herausforderung sein. Das CJD kommt mir hier aber sehr entgegen: Ich habe die Möglichkeit, zum Beispiel in der Prüfungszeit, nach Absprache meine Zeit ein bisschen freier einzuteilen, indem ich eine andere Schicht übernehme oder auch mal spontan einen Tag Urlaub nehmen kann, um mir Zeit fürs Lernen einzuräumen.  

Wie sieht dein typischer Arbeitsalltag im CJD aus?

Normalerweise mache ich Frühschichten von 5:45 Uhr bis 9:30 Uhr. Wenn die Bewohner in die Werkstätten und Tagesstrukturen gehen, bin ich mit Management-Aufgaben beschäftigt. Spätschichten beginnen 14:00 Uhr und enden 22:15 Uhr. Wenn die Bewohner wieder da sind, trinken wir gemeinsam Kaffee. Zwischen Kaffee und Abendessen sowie nach dem Abendessen ist Freizeit angesagt. Auch Pflegeaufgaben übernehme ich in dieser Zeit. Ich wurde in meinem Bewerbungsgespräch bereits darauf vorbereitet, dass diese Tätigkeit unter anderem auf mich zukommen wird. Durch die umfangreiche Einarbeitung und Unterstützung des Teams, aber auch der Bewohnerinnen und Bewohner, fiel es mir leicht, in diese Aufgaben hineinzuwachsen. Die Pflege beinhaltet Tätigkeiten, wie das Wechseln des Inkontinenzmaterials und die Unterstützung oder Übernahme von alltäglichen Hygienemaßnahmen wie waschen oder duschen – je nachdem wie viel Unterstützung der Einzelne benötigt. 

Auf welche Herausforderungen stößt du im Arbeitsalltag und in deinem Studium?

Manchmal ist es schwierig, Arbeit, Studium und Freizeit unter einen Hut zu bringen. An der Uni hatte ich täglich ein paar Stunden Unterricht, und das auch nicht jeden Tag. Danach konnte ich mir meine Zeit frei einteilen. Das geht jetzt im Rahmen meines dualen Studiums nicht mehr. Aber ich bin froh, dass mir das CJD hierbei so gut entgegenkommt.

Im Arbeitsalltag fällt es mir manchmal schwer, unter Berücksichtigung der Selbstbestimmung der Bewohner auch einmal Grenzen aufzuzeigen. Das ist wichtig, aber ich hadere immer noch ein bisschen damit.  Ein einfaches Beispiel hierfür ist die Nachtruhe. Die Bewohner können so lange wach bleiben, Fernsehen schauen oder Musik hören wie sie möchten, jedoch nur, wenn dies in einer angemessenen Lautstärke geschieht. Wenn es zu laut ist, muss ich an die Hausordnung erinnern.

Siehst du dich auch nach deinem Studium im CJD? Wenn ja, in welchem Bereich?

Definitiv. Hier habe ich festgestellt, dass mir die Arbeit mit Menschen mit Behinderungserfahrungen viel Freude bereitet. Am liebsten wäre mir natürlich eine Stelle, bei der ich auch meine Managementkenntnisse einbringen könnte. 

Warum würdest du anderen Studierenden das CJD als Praxispartner weiterempfehlen?

Ich bin total zufrieden. Die Bezahlung stimmt, der Umgang unter den Kollegen ist sehr angenehm, es gibt flache Hierarchien und die Betreuung ist individuell und persönlich. Deshalb würde ich das CJD als Praxispartner auf jeden Fall weiterempfehlen.