Trommelwirbel in der Berliner Philharmonie
Vergangenen Samstag fand in der Berliner Philharmonie das langersehnte Orchesterkonzert des CJD mit der Trommelgruppe des CJD Erfurt statt. An diesem Abend konnten die rhythmusbegeisterten Trommler ihr Talent neben dem 60-köpfigen CJD Orchester auf der Bühne präsentieren. Unter der Leitung von Dirigent Christof Harr wurde unter anderem die Ouvertüre zur Oper „Die Entführung aus dem Serail“ von W.A. Mozart mit Trommelrhythmen zum Besten gegeben.
Auf diesen Moment haben die Erfurter lange gewartet und viel dafür getan. Die Trommler lernten das Stück während der Musischen Festtage des CJD im Mai 2018 kennen. Dort wurden die ergänzenden Rhythmusstimmen zur Oper entwickelt, die auf die individuellen Möglichkeiten der Musiker zugeschnitten wurden. Die Gruppe traf sich seit März 2018 regelmäßig zum Proben und erarbeitete afrikanische Trommel-Rhythmen sowie zwei Stücke für den Auftritt mit dem CJD Orchester. Marlen Reinhold, die Leiterin vom Familienunterstützenden Dienst, hat sehr viel Herzblut in dieses Projekt gesteckt und man sah ihr die Freude während der Darbietung deutlich an. Aber nicht nur Marlen Reinhold war von der Stimmung in der Berliner Philharmonie überwältigt, sondern auch jeder einzelne Trommler aus den Erfurter Werkstätten. Jörg Mill ist einer von ihnen. Er hat uns direkt nach dem Konzert ganz begeistert seine Eindrücke geschildert: „Ich habe so etwas zum ersten Mal gemacht. Die Atmosphäre war sehr gut. Natürlich war ich auch ziemlich aufgeregt vor dem ganzen Publikum zu spielen, aber das ging den anderen aus dem Orchester ja genauso. Ich hätte nie gedacht, dass ich mir so etwas zutrauen würde und ich glaube, dass ich mit dieser Meinung nicht alleine dastehe.“ Und auch Ina Möller strahlte nach dem Auftritt im Kammermusiksaal über das ganze Gesicht: „Ich vibriere immer noch, so schön war diese Erfahrung“.
Natürlich saß auch Carsten Schüler, Gesamtleiter des CJD Thüringen, mit im Publikum und freute sich ganz besonders über den Auftritt der Erfurter. Bei aller Begeisterung für das Projekt bemerkt er jedoch auch zu Recht: „Im Hinblick auf Teilhabe mag dieses Projekt auf den ersten Blick besonders erscheinen. Doch in unserer heutigen Zeit, in der Inklusion in aller Munde ist, sollte es selbstverständlich sein, dass Menschen mit und ohne Behinderungserfahrungen gemeinsam musizieren und auf einer Bühne stehen.“
Inklusion und Teilhabe sind auch 2018 immer noch Schlagworte des gesellschaftlichen Wandels und alle meinen sie das Gleiche, nämlich offen zu sein für alle Menschen – egal ob Mann oder Frau, mit oder ohne Beine, sehend oder blind. Als Experten im Bereich Empowerment wissen wir im CJD Erfurt um die Herausforderungen moderner Inklusionspolitik: Oft verharrt das Denken noch in den alten Mustern und Bahnen. Dabei geht es um weit mehr als nur um Menschen zu inkludieren. Es geht vielmehr um die gemeinsame und gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen – ohne Wenn und Aber. In diesem Sinne freuen wir uns auf vielversprechende Zukunftsmusik.
Danke an die Trommler Ina Möller, Jörg Mill, Mady Warnke, Thomas Tonk, Sabrina Kube Christian Steinmann, Silke Worm, Wolfgang Schiller, Marlen Reinhold und Maik Benschig sowie die Begleiter Sophie Mendak und Heiko Senf für diesen unvergesslichen Abend!