Sehen, hören, fühlen, riechen, entspannen und träumen – Snoezelen für alle

20.10.2017 CJD Erfurt « zur Übersicht

Gedämpftes Licht, sanfte Klänge, Lavendel-Duft, ein warmes Wasserbett… Im Förderzentrum des CJD Erfurt wird Snoezelen als zielgerichtete Förderung und zur Entspannung angeboten. Es geht vor allem darum, ausgewählte multisensorische Reize zu setzen, um Wahrnehmung und Eigenaktivität zu fördern. Das Snoezelen ist im Förderzentrum ganz fest in den Wochenplan integriert, und auch heute ist eine kleine Gruppe in dem gemütlichen Raum, um abzutauchen, zu entspannen und zu träumen.

Das Wort „Snoezelen“ ist eine reine Wortneuschöpfung aus den beiden niederländischen Wörtern „snuffelen“ (schnüffeln) und „doezelen“ (dösen). Gemeint ist damit das Erzeugen von Wohlbefinden in einer besonders ansprechend gestalteten Umgebung durch steuerbare, multisensorische Reize. Diese Sinnesempfindungen werden beispielsweise über Licht-, Klang- und Tonelemente, Aromen und Musik ausgelöst. Im Snoezelenraum wird eine Atmosphäre geschaffen, die im Gegensatz zum Alltag die Sinne nicht komplex anspricht, sondern in der man sich auf einzelne Sinneswahrnehmungen konzentrieren kann.

Das Snoezelen wurde ursprünglich in den 70er Jahren in Holland für Menschen mit Behinderungserfahrungen entwickelt. Nach und nach hat es sich weltweit ausgebreitet, so dass sich heute alle Altersgruppen und Menschen in verschiedenen Lebenssituationen am Snoezelen erfreuen können: ob in Kindergärten, Schulen, Krankenhäusern, Senioren-Wohnheimen oder Firmen – alle haben den Zauber des Snoezelens für sich entdeckt. „Snoezelen ist eine simple Sache, um jemandem etwas Gutes zu tun. Man hat einen Raum, in den man sich zurückziehen kann, wo man geschützt ist und nicht gestört wird“, betont Jana Rübsam, Mitarbeiterin im Förderzentrum des CJD Erfurt, die regelmäßig mit einer 3- bis 7-köpfigen Gruppe den Snoezelen-Raum nutzt.

Im Förderzentrum wird das Snoezelen-Angebot sehr gerne angenommen. Jeder der möchte kann Snoezelen, da es keine Einschränkungen gibt. Hier werden bewusst ausgewählte primäre Reize in einer angenehmen Umgebung vermittelt, wodurch der Urzustand von Geborgenheit, Entspannung und Wahrnehmung annähernd nachgeahmt werden kann. Dieses gewisse Maß an Sicherheit, das vermittelt wird, kann verschiedenste Empfindungen bei den Menschen auslösen. Angestrebt werden beispielsweise eine basale Stimulation und Beruhigung, aber auch Fantasie und Kreativität sollen geweckt werden. „Ein Aufenthalt im Snoezelenraum sollte deshalb mindestens 30 bis 40 Minuten betragen, damit man hier erstmal ankommen kann und sich dann nach und nach eine Wirkung entfaltet“, ergänzt Jana Rübsam.

Der Snoezelenraum im Förderzentrum hat blütenweiße Wände, zu deren Kontrast dunkle Möbel gewählt wurden. Er kann vollständig abgedunkelt werden. „Wichtig ist, den Raum nicht zu überladen, um eine Reizüberflutung zu vermeiden“, erläutert Jana Rübsam. In einer Ecke des Raumes steht ein großes Wasserbett, das bei allen, die das Angebot wahrnehmen, sehr beliebt ist. Dieses fördert gezielt die vestibuläre Wahrnehmung, also den Gleichgewichtssinn. „Auch einem tauben oder blinden Menschen ist es möglich, über die Haut Reize wahrzunehmen“, erklärt Jana Rübsam. „Auf einem Wasserbett kann er Schwingungen und Temperaturen erfahren.“ Desweiteren gibt es im Snoezelenraum des Förderzentrums eine Wassersäule mit wechselnden bunten Farben, einen gemütlichen Sitzsack, mehrere Sofaecken sowie Leuchtfäden. Hier werden bewusst nur Lichtreflexe und Musik eingesetzt, da die Sinne in der Tiefe und nicht in der Breite angesprochen werden sollen. Material und Umgebung sind außerdem so einladend und anregend gestaltet, dass die Snoezelen-Teilnehmer auch zur Eigenaktivität stimuliert werden. Heute verfolgt beispielsweise einer von ihnen ganz gespannt die bunt beleuchteten Blasen in der Wassersäule. Ein anderer bestimmt mit seiner eigenen Körperkraft die Schwingungen des Wasserbettes und wiegt sich sanft hin und her.

Dass es im Förderzentrum des CJD Erfurt einen Snoezelenraum geben soll, war beim Bau des Gebäudes von Anfang an im Raumkonzept des Förderbereiches fest eingeplant. Außerdem hat Jana Rübsam nach mehreren Weiterbildungen bzw. nach ihrer Teilnahme an einem Internationalen Kongress der ISNA (International Snoezelen Association - Snoezelen professional e.V.)  gemeinsam mit einer Kollegin ein Snoezelen-Konzept für das Förderzentrum „Lebensrhythmus“ erarbeitet. Jana Rübsam resümiert: „Generell sollte es auch ‚Snoezelen auf Rezept‘ geben“.