„Okular“ rockt die Erfurter Werkstätten des CJD… und bald auch die Musischen Festtage

01.03.2018 CJD Erfurt « zur Übersicht

„Wir haben viel erlebt, ‘ne Geschichte die uns ewig bleibt. Und haben viel gesehen, dass es gut für hundert Leben reicht.“ Johannes Oerdings Song „Hundert Leben“ schallt durch das Förderzentrum des CJD Erfurt. Helmut Helmschrodt und Maik Benschig singen das Stück unter Begleitung von E-Piano, Bass, Gitarre und Cajòn, wippen dabei, sind mit geschlossenen Augen voll konzentriert auf den Text.

Es ist Donnerstagnachmittag und Probe von „Okular“. Im Förderzentrum übt die sechsköpfige Band aktuelle Songs oder zeitlose Musikstücke. „Hulapalu“ von Andreas Gabalier, „Don’t be so shy“ von Imany, „Atemlos“ von Helene Fischer, das „Fliegerlied“ und einige andere Lieder gehören zum bunt gemischten Repertoire. Die Freude am gemeinsamen Musizieren und verschiedene musikalische Talente haben die Band in ihrer heutigen Besetzung, die aus Mitarbeitern der Erfurter Werkstätten und des Förderzentrums des CJD besteht, zusammengebracht. Seit 2015 treten sie unter dem Namen „Okular“ bei mehreren Veranstaltungen pro Jahr auf. Dann entweder bei Freunden, bei Festivitäten der Werkstatt oder bei der „Show der Außergewöhnlichen Talente“ der Stiftung Finneck in Sömmerda. Dort gab es 2017 für „Okular“ Platz 3, das Jahr davor den Sonderpreis. Und auch in diesem Jahr im April heißt es wieder Daumen drücken für die Band aus dem CJD Erfurt.

Eine ganz besondere Auszeichnung erhielten die Musiker 2017 von „Aktion Mensch“. 5.000 Euro Projektgeld bekam die Band zur Investition in die musische Förderung. Neben der Anschaffung neuer Instrumente soll eine noch intensivere Auseinandersetzung mit der musischen Kernkompetenz des CJD gefördert werden. Dafür partizipieren zukünftig noch mehr Menschen mit Behinderungserfahrungen bei der Band. In einem Casting sollen dann neue Talente gefunden werden. Zum Beispiel wird jemand gebraucht, der das neu angeschaffte SPD-SX, ein Pad auf dem Töne hinterlegt und per Knopfdruck abgespielt werden können, bedient. Auch weniger musikalische Bewerber bekommen eine Chance mitzumachen, denn Roadies sind als Helfer und Unterstützer ebenso gefragt.

„Die Band ist ein inklusives Projekt, bei dem wir die unterschiedlichsten Menschen zusammenbringen möchten. Bei uns ist jedes Gruppenmitglied gleichberechtigt. Das beginnt mit der Titelauswahl und geht weiter zur Auswahl von Auftritten oder Überlegungen zur musikalischen Umsetzungen“, so Lisa Günther aus dem Begleitendem Dienst, die die Cajòn („Kistentrommel“) spielt. Das Schönste für die Band ist es dann, wenn die manchmal langwierige Arbeit Früchte trägt. So ergänzt Lisa Günther: „Am meisten freuen wir uns darüber, wenn das Publikum mitmacht, mittanzt und mitsingt.“

Zur Probe am Donnerstagnachmittag finden sich immer ein paar Zuhörer ein, die den Klängen lauschen. Eine Band bleibt eben nicht ungehört. Auch nicht zu den Musischen Festtagen des CJD im Mai 2018, wo die Band unter Heimvorteil neben vielen weiteren musikalischen Künstlern performen wird. Was „Okular“ dann spielen wird? Das sei jetzt noch nicht verraten.