Theresa Dreuse arbeitet als Gesundheits-und Krankenpflegerin im „Haus Lebensfreude“. Im Interview hat sie uns von ihrer Arbeit in unserem Kinder- und Jugendwohnbereich erzählt und uns verraten, wie sie Familie und Berufsalltag unter einen Hut bringt.

Frau Dreuse, was muss man sich unter dem Beruf „Gesundheits-und Krankenpflegerin“ im Wohnbereich für Kinder und Jugendliche vorstellen?

Ich bin für die Organisation und Koordination aller medizinischen Belange der Kinder und Jugendlichen zuständig. Man könnte auch sagen, dass ich als Bindeglied zwischen Wohnbereich, Ärzten, Apotheken, Krankenhäusern, Therapeuten, Sanitätshäusern und Schule tätig bin. Natürlich bin ich auch Ansprechpartnerin bei akuten gesundheitlichen Beschwerden der Kinder und ich unterstütze so gut es geht bei der Behandlung von Erkrankungen und pflegerischen Aufgaben, wie zum Beispiel Körperpflege, Vitalzeichenkontrolle und Verbänden. Des Weiteren bin ich auch als Praxisanleiterin für die auszubildenden Kinderkrankenschwestern des Helios Klinikums tätig.

Mit welchen 5 Schlagwörtern würden Sie Ihren Job beschreiben?

Aufregend, herausfordernd, erfüllend, abwechslungsreich, spannend.

Was war Ihre Motivation, sich im CJD Erfurt als Gesundheits- und Krankenpflegerin zu bewerben?

Während der Elternzeit mit meiner Tochter dachte ich oft darüber nach, mich beruflich zu verändern und weiterzuentwickeln. Ich habe schon immer meinen Beruf als Gesundheits- und Krankenpflegerin geliebt, aber auch schon immer den Drang zur Arbeit mit Kindern gehabt.

Ich wollte gern beide Interessen miteinander verbinden. Ich hatte eine sichere und auch schöne Stelle in der Klinik, wollte mich allerdings einfach verändern. Meine Familienplanung war weitestgehend abgeschlossen, meine Ausbildung war beendet, ich habe Berufserfahrung auf verschiedenen Stationen gesammelt und schon eine Weiterbildung als Praxisanleiterin absolviert.

Dann kam aus meiner Sicht der richtige Zeitpunkt, um mich beruflich zu verändern. Ich wollte dazulernen und mich stetig weiterentwickeln. Im Klinikum führt man Anordnungen aus und hat jeden Tag den gleichen Ablauf. Ich wollte Veränderungen aktiv mitgestalten. In meinem alten Job gab es kaum Perspektiven für meine Wünsche. Und es gab nicht die Möglichkeit, eigenverantwortlich und selbstständig zu arbeiten. Also nicht in dem Umfang, in dem ich es wie im CJD Erfurt ausleben kann. Jetzt habe ich die Chance, meine Fähigkeiten und Interessen ausbauen und zu nutzen. Und ich lerne jeden Tag dazu.

Ich habe auch darüber nachgedacht, ein Studium zu beginnen, bei dem ich beide Interessen - Kinder und Krankenpflege - miteinander verbinden kann. Dann bin ich allerdings auf das CJD aufmerksam geworden und für mich war schnell klar „das ist es“. Hier kann ich meine beruflichen Wünsche ausbauen und mitgestalten. Ich kann eigenständig arbeiten und das finde ich sehr schön. Vielleicht werde ich mir perspektivisch meine Teamleiterin Katy Kirchner zum Vorbild nehmen und auch noch ein berufsbegleitendes Studium beginnen, aber das steht noch in den Sternen. Ich habe endlich das gefunden, was ich gesucht habe - eine Arbeit, bei welcher der Bereich der Pflege und die Arbeit mit Kindern eine Symbiose bilden.

Welche Ihrer Eigenschaften sind wichtig für Ihre tägliche Arbeit?

Mein Organisationstalent und die Fähigkeit, den Kindern und Jugendlichen Dinge schnell und einfach zu vermitteln. Außerdem mein diplomatisches Geschick, meine ruhige und ausgeglichene Art, meine Selbstständigkeit und natürlich eine Menge Empathie.

Wie sieht so ein typischer Arbeitstag von Ihnen aus?


Den gibt es nicht. Gott sei Dank! Jeder Tag sieht bei mir anders aus und ist wirklich sehr abwechslungsreich. Ich weiß selten was mich erwartet, wenn ich früh auf Arbeit fahre.

Der Gesundheitszustand der Kinder und Jugendlichen im "Haus Lebensfreude" kann sich ja jeden Tag verändern und demzufolge kommen die Dinge meistens spontan auf mich zu. Manchmal muss jemand der Ärztin vorgestellt werden, oder Medikamente sind nicht mehr vorrätig und es werden Rezepte benötigt. Oft fahre ich direkt zu den Ärzten, um Rezepte oder Ähnliches zu holen. Die Medikamente für die Schule werden gestellt und kontrolliert. Zweimal pro Woche erfolgt eine Visite mit der behandelnden Kinderärztin im Haus. Die Visiten bereite ich vor und begleite sie. Zusätzlich finden regelmäßige Visiten mit den Fachärzten statt, die ich ebenfalls begleite. Mit allen Mitarbeitern, Ärzten und Therapeuten muss viel kommuniziert werden. Wenn man selbst Kinder hat, kann man sich wahrscheinlich gut vorstellen, welcher Organisationsaufwand dahinter steckt, wenn ungefähr 40 Kindern, die alle verschiedene Ärzte und Therapeuten haben, begleitet werden. Des Weiteren müssen die Einsätze der Schüler aus dem Helios vorbreitet werden. Ich führe dann zahlreiche Schülergespräche und Anleitungen durch.

Gibt es Herausforderungen, mit denen Sie sich im Berufsalltag auseinandersetzen müssen?

Die Herausforderung ist wie gesagt die Koordination mit den vielen verschiedenen Ärzten und Therapeuten. Und natürlich nie zu wissen, was einen am nächsten Tag erwartet, da es den Kindern jeden Tag anders gehen kann. Aber genau das ist es, was mir auch so großen Spaß an der Arbeit macht. Eine große Herausforderung war es natürlich auch, zunächst aus dem Klinikalltag herauszufinden und sich auf dieses völlig neue Aufgabengebiet einzulassen. Aber es hat sich definitiv gelohnt.

Sie haben drei kleine Kinder, wie gelingt es Ihnen, Privatleben und Job unter einen Hut zu bringen?


Das ist alles eine Frage der Organisation. Um meinem Privatleben und vor allem meinen Kindern gerecht zu werden, habe ich mich nach der Elternzeit bewusst dafür entschieden, einen sanften Einstieg für alle zu finden und zunächst in Teilzeit mit nur 20 Stunden in der Woche anzufangen. Gerade weil mein ältester Sohn jetzt in die Schule gekommen ist, war es mir sehr wichtig, erst einmal eine „Eingewöhnungsphase“ für die ganze Familie zu haben und zu sehen, wie wir alle damit zurechtkommen, wenn Mama nicht mehr den ganzen Tag zu Hause ist. Glücklicherweise war das für das CJD Erfurt kein Problem und es wurde mir sofort möglich gemacht, wofür ich immer noch sehr dankbar bin.

Nun haben wir uns alle an die neue Situation gewöhnt. Durch die flexiblen Arbeitszeiten, einer guten Organisation und Vorbereitung sowie durch Freunde, Familie und tolle Kollegen ist es kein Problem, mein Privatleben und meinen Job unter einen Hut zu bringen und allen gerecht zu werden. Im Augenblick strebe ich sogar an, meine Stundenzahl zu erhöhen.

Was ist für Sie das Besondere an diesem Beruf?

Ganz klar, dass es nicht so ein typischer und langweiliger Job ist und ich so eigenverantwortlich und selbstständig arbeiten kann.

Und natürlich vor allem die Kinder und Jugendlichen. Sie alle sind wie sie sind, ehrlich und echt. Ich bekomme so viel zurück und es ist einfach ein schönes Miteinander zwischen allen Mitarbeitern sowie den kleinen und großen Bewohnern. Ich fühle mich hier unheimlich wohl und bin sehr froh, diesen Schritt gegangen zu sein. Hier herrschen ein Zusammenhalt und eine Hilfsbereitschaft unter den Kindern und Kollegen, die mich sehr fasziniert. Natürlich gibt es hier und da mal Reibungspunkte, aber das ist ja völlig normal und nie von langer Dauer.

Alle sind mir sehr ans Herz gewachsen und ich kann es mir nicht mehr ohne sie vorstellen.

04.01.2017